Ich gehe hinaus auf den Balkon. Zu meinen Bäumen, vom Wind berauscht. Ich schließe die Augen und bin am Meer.
Die Erinnerung wird gegenwärtig. Wellen jagen den Strand, mühsam gehalten von alternden Buhnen. Sand rieselt in meine Knochen. Tote Muscheln fressen trockenen Tang. Große Augen glubschen aus einem verstrandenden Fisch. Das Maul weit geöffnet grüßt er einen schnüffelnden Vierbeiner, der sich das Bellen verbeißt.
Wo ist Frauchen, denke ich und meine Lider tanzen. Ich schaue das Feld zwischen meinen Bäumen. Der Strand schwindet. Das Rauschen bleibt.
Nach Eleonore Wittke: Kurzprosa schreiben, Sieben Verlag
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… und Frauchen ist auch nicht da…
Superschön geschrieben, Philipp. Das gefällt mir, und ich weiß genau, was Du meinst. Könnte von mir sein, wenn ich mich so schön ausdrücken könnte 😀
Vielen Dank, liebe Ruth. Schwester im Geiste? 🙂
Schönes Kompliment, danke. Am besten gefallen mir übrigens diese Sätze:
„Zu meinen Bäumen, vom Wind berauscht“ und „… Vierbeiner, der sich das Bellen verbeißt“. Einfach klasse!
Noch einmal vielen Dank!
Ein sehr gelungener und ausdrucksstarker Text, der mich – obwohl ich hier am Schreibtisch sitze – oder auf dem Balkon stehe (!), sofort in Urlaubstimmung bringt. Gut gemacht!
Das freut mich sehr, danke! Hoffentlich konntest du dich so ein bisschen erholen.
Ja, mir auch. Und „Tote Muscheln fressen trockenen Tang“ und die Vierbeiner, die sich das Bellen verbeissen. Auch der Gruss mit dem weit geöffneten Mund ist genial. Ich wohne fast am Strandsaum, deshalb gefallen mir die Bilder wahrschienlich so! 🙂
Na, da hast du es aber schön!
Von wegen, Impressionen können nicht unterhaltsam sein 🙂
Na ja, es ist jetzt nicht gerade Spannungsliteratur. 😉
Freut mich, dass es dir gefällt!
Das ist ein wunderbarer Text.
Grüße.
Vielen Dank! Das freut mich!
Ja, wirklich… Wunderbar.
Obwohl ich keine Ahnung habe, was Buhnen sind…
Danke, mein Herz!
Buhnen sind diese Holzpflöcke, die zur Uferbefestigung vom Strand ins Meer hineingebaut werden.
http://bildertour.wordpress.com/2010/03/23/buhnensuppe/
Ah, wieder was gelernt. Aktive Sprachbildung nennt man das. Irgendwann sagst du Karotten und ich sage Buhnen. 😉 Auf jeden Fall BUSSI, da sind wir uns einig!
Na, bis jetzt scheinst du eh (!!!) mehr auf mich abzufärben als umgekehrt. 😉
Das liegt daran, dass ich eine Hexe bin. Die färben immer ab, das liegt in ihrer Natur.