Torsten

Das Folgende hat eine Schreibübung zum Anlass, die zu einem extra für solche Übungen eingerichteten Newsletter gehört. Da ich weder die Übungen noch die dazugehörigen Tipps immer wirklich überzeugend finde, werde ich zu diesen nicht verlinken. Mir dienen die Übungen tatsächlich nur als Schreibanlass, um das Texten und Schreiben so vielfältig wie möglich zu trainieren.

Der heutige Text ist auf Basis einer Übung entstanden, die „Show don’t tell“ zum Thema hat.

Er hatte keine Tränen mehr. Und doch sah er die Menschen, die zur Trauerfeier gekommen waren, wie hinter einem Nebelschleier. Dunkle Gestalten in schwarzen Anzügen und schwarzen Kostümen. Kostümiert für die Feier eines endgültigen Abschieds. Maskiert um den angemessenen Gesichtsausdruck bemüht. Manche dagegen trugen echten Schmerz im Gesicht, Schmerz, der so schwer war, dass er auch ihre Rücken krümmte. So jedenfalls stellte er sie sich vor. Hinter dem Nebel, den sein Blick gar nicht durchdringen wollte. Denn niemand konnte die Last des Verlustes so tief spüren wie er selbst. Keines Mannes Leid konnte seinem gleichkommen, keiner Frau Tränen so tiefe Furchen graben wie die seinen, ausgetrocknet wie ein Rinnsal in der Wüste.

Nun warten wir auf den Pfarrer, Mareen. Warten. Er wird mir Trost spenden, mir sagen, wir würden eines Tages wieder vereint sein. Sein Trost wird mich nicht erreichen. Ich werde weiter warten. Jeden Tag. Darauf, dass du die Wohnungstür aufschließt, wie du es immer getan hast. „Hase, ich bin zurück!“

Die Träne überraschte ihn. Sie war einsam wie er.

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