Auf dem Weg zu dem Gespräch, das die Wende in meinem Leben bedeuten sollte, hielt ich an einer Raststätte. Mir war nicht danach, mich aus meinen Gedanken wecken zu lassen. Nichts wollte ich an mich heranlassen, es sei denn, es könnte meinen Magen füllen. Ich erstand zwei belegte Brötchen zu einem Kaffee und suchte mir einen Tisch, der dem Trubel so weit als möglich entrückt war.
Längst hatte ich mich wieder in mein Innen zurückgezogen, als mir jemand auf die Schulter tippte. Eine junge Frau, die mir sogleich – lauter als es mir angenehm war – eine Frage stellte. Ob ich glücklich sei, wollte sie wissen. In dem Moment war ich zu überrascht, um umgehend zu reagieren. Später musste ich mir eingestehen, dass ich noch weit länger hätte überlegen müssen, um wahrheitsgemäß zu antworten.
Sie aber nahm sich diese Zeit nicht. Ohne eine Antwort erhalten zu haben, drehte sie sich zu einem jungen Mann um, während sie mit dem ausgestreckten Zeigefinger hinter sich und damit auf mich deutete. „Siehst du, so wird es dir auch ergehen, wenn du die falsche Entscheidung triffst!“
Sie ließ mich sitzen, ohne mir weitere Beachtung zu schenken. Ob ihre Demonstration bei ihm Wirkung gezeigt hat, weiß ich nicht. Ich aber stieg ins Auto, sagte meinen Termin ab und machte mich auf den Weg nach Hause.
Nach Eleonore Wittke: Kurzprosa schreiben, Sieben Verlag
*Cool*, ich habe alle gelesen und der Link ist genau das Richtige jetzt! Schön, gefallen mir gut, vielen Dank.
Wobei, zu „Raststätte“ würde ich sagen, dass die Wende nicht so bedeutungsvoll gewesen sein kann, wenn man vor dem wichtigen Gespräch an Essen denken kann. Kaffee ja, aber essen eher weniger. 😉
Viele Grüße
werkstattschreiber
Vielen Dank! Freut mich, dass es dir gefallen hat.
Zur „Raststätte“: Man weiß ja eigentlich nichts über das Gespräch. Ich denke, die Raststätte ist lediglich ein Indiz dafür, dass es ziemlich weit entfernt vom Zuhause des Protas stattfindet.