Chance

Nur noch eine Chance.
Keine Chance!
Chance, los!
Chancenlos!

Veröffentlicht unter Gedichte, Philipp, Wortspielereien | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Sch…!

Der folgende Text ist nach einer Schreibübung entstanden. Und zwar dieser hier:

Beschiss für deinen Prota

Geschafft! Alisha blieb stehen und holte mehrmals tief Luft. Dabei streckte sie sich zunächst, drückte den Rücken durch, sank dann etwas nach vorn und stütze sich mit den Händen auf den Knien ab. Der Straßenlärm wurde endgültig zu einem gleichmäßigen Rauschen im Hintergrund.  Sie fühlte sich, als sei das ihre erste Pause nach einer Erdumrundung. Aber sie konnte sich nicht aufs Verschnaufen konzentrieren. Sie hatte ohnehin keine Zeit dafür.

Sie richtete sich wieder auf und zupfte an ihrem Kleid herum. Also an Julias Kleid. Sie selbst besaß nichts vergleichbar Schönes. Sie war so froh, dass sie sich dieses hatte ausleihen dürfen. Es stand für ihre kleine Hoffnung, mit dem heutigen Treffen könne sich ihr Leben endlich ändern. Ihr … Scheißleben!

Nach dieser Entgleisung schaute sie sich nach allen Seiten um. Sie musste den besten Eindruck machen, den sie machen konnte. Das Kleid sollte helfen. Aber sie durfte auch um Gottes willen nicht zu spät kommen.

Sie hob den Blick zu der großen Bahnhofsuhr. Oje, nur noch zwei Minuten, bis der Zug aus München ankommen sollte. Die Königs würden bestimmt kein Heimkind adoptieren, das als Erstes durch Unpünktlichkeit glänzte. Also los …

Typisch! Der Sturz schien Minuten zu dauern. Worüber war sie gestolpert? Einen Stein? Einen Ast? Eine Tasche? Ihren Fuß? Flatsch! Es klang nicht wirklich so. Aber sie fühlte es. Denn sie rutschte zunächst mit der Hand hindurch. Als wolle Frau Schicksal sichergehen, dass Alisha sofort wusste, was als Nächstes ihr Kleid beschmieren würde, weich, frisch und stinkend: Hundescheiße! Hun! De! Schei! Sse! Oder was für Scheiße auch immer.

Ja, sie würde einen nachdrücklichen Eindruck machen. Ihre ehemals potenziell neue Familie würde sie schon von Weitem gut riechen können. Am liebsten hätte sie einfach umgedreht und wäre zurück ins … Nein. Nicht dahin zurück. Frau Drossel konnte sie nicht unter die Augen treten. Ohne die Königs jedenfalls nicht.

Abhauen? Untertauchen? Einfach verschwinden? Ja, das wäre das Beste. Oder zumindest das Zweitbeste, wenn es keine Familie für sie gab. So oft hatte sie schon daran gedacht. Hatte Pläne geschmiedet. Pläne, die nur in ihrer Fantasie funktionieren mussten. Denn in Wirklichkeit hatte sie Angst davor. Viel zu große Angst.

Sie war sich immer sicher gewesen, eines Tages, würde sie so sehr unter Frau Drossel und den anderen Kindern leiden, dass sie die Angst überwinden könnte. Für eine winzige Sekunde hatte sie eben gedacht, jetzt wäre es so weit. Aber diese Sekunde war schon wieder vorbei. Und nun war ihr nur noch zum Heulen zumute. Doch ihre letzte Träne hatte sie schon vor Jahren geweint.

Sie hob den rechten Fuß, schob das Bein vorwärts. Sie schaute auch beim zweiten Schritt nicht, was sie da eigentlich tat. Schon ging sie wieder in einem zügigen Tempo. Sie registrierte kaum, dass sie sich zunächst auf das Bahnhofsgebäude zubewegte, um dann, ohne zu zögern, die große Halle zu betreten.

Sie hatte keinen Plan. Sie hatte nichts vor. Sie wollte nichts. Sie ahnte, dass sie auf den Bahnsteig zulief, keine Gelegenheit verpassen wollte, was immer nun geschehen würde. Sie blickte nicht ein einziges Mal mehr an sich herunter, zupfte nicht an dem Kleid und versuchte nicht, es notdürftig zu reinigen. Es würde nichts besser machen. Und sie würde nie besser sein, als sie es eben war.

All das dachte sie in klaren Worten, als würde sie ihre eigenen Gedanken an einer Tafel ablesen, gerade rechtzeitig, bevor ein großer Schwamm alles hinfortwischte.

Aus den Augenwinkeln heraus überprüfte sie die Ankunftstafel. Dann fixierte sie den Bahnsteig. Ihr Kopf war jetzt vollkommen leer. Sie sah, dass der Zug bereits eingefahren war. Sie beschleunigte nicht. Aber sie blieb auch nicht stehen.

Veröffentlicht unter Ben Philipp, Schreibübungen | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Entlarvt

Als der Axolotl hörte, wie alle um ihn herum davon sprachen, erwachsen zu werden, sich zu wandeln und den See zu verlassen, da bekam er einen großen Schreck.
Er wollte nicht fort. Viel zu sehr mochte er seine Heimat. Wenn die anderen davon schwärmten, an Land zu gehen und eine neue Welt kennenzulernen, dachte er nur daran, was er verlöre.
Er wollte sich nicht wandeln. Viel zu sehr mochte er seine Gestalt. Wenn die anderen davon sprachen, wie sie sich weiterentwickeln würden, dachte er nur daran, was er verlöre.
Er wollte nicht erwachsen werden. Viel zu sehr mochte er seine Kindheit. Wenn die anderen davon träumten, wie sich ihr Leben verändern würde, dachte er nur daran, was er verlöre.
Und als die Zeit kam, und er spürte, wie seine Kiemen zu kribbeln begannen, da konzentrierte sich der Axolotl darauf, zu bleiben, wer er war. Ein Axolotl eben.
Alle seine Freunde aber wandelten sich, ließen nach und nach das Larvenstadium hinter sich und gingen schließlich an Land.
Der Axolotl blieb allein zurück, denn er hatte nur daran gedacht, was er verlöre.

Veröffentlicht unter Elsoron, Fabeln | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Bewunderung

„Ich bewundere Sie!“
„Das ist gerade noch erlaubt.“

Veröffentlicht unter BennoP, Dialogisches | Verschlagwortet mit , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Balllade

Die Balllade war’s, die klemmte,
so sehr er sich dagegen stemmte.
Das war nun reichlich blöde,
das Spiel würde echt öde.
Doch war wohl nichts zu machen,
verging ihm schnell das Lachen,
es öffnet sich, wie schade,
nur die Sockenlade.

Veröffentlicht unter Gedichte, Philipp, Wortspielereien | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Ich will aber! (1)

 Lasst euch bloß nicht irritieren. Ist wieder mal nur eine kleine Schreibübung.

Luisa Reich

Schülerin

Lehrer

Freunde

Liebe

Musik

Eifersucht

Hund

Eltern

Neid

Schulweg

Oma

Gewalt

Garten

Disko

Tanzen

Freundin

Ferien

Taschengeld

Urlaub

Ferienarbeit

Italien

campen

Abenteuer

Meer

Veröffentlicht unter Ben Philipp, Schreibübungen | Verschlagwortet mit , , , , , | Kommentar hinterlassen

Schüchtern

Es arbeitet Ameise
gut hörbar still, ja, leise.
Doch ist sie mal nicht nüchtern,
dann singt sie manchmal schüchtern.

Veröffentlicht unter Elsoron, Gedichte | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Advent

„Hach, ich genieße die Adventszeit immer so“, sagte sie.
„Das solltest du auch“, antwortete er. „Denn, wenn die heilige Zeit vorüber ist, blas ich dir die Kerzen aus.“

Veröffentlicht unter BennoP, Dialogisches | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Abendrot

Zum Abendbrot gibts Abendrot,
das Brot wird rot, der Abend droht
zu röteln bis zum Rabentod,
des Raben Kot, des Abends Not.

Veröffentlicht unter Gedichte, Philipp, Wortspielereien | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen

Der Kampf mit der Kellnerin

Nach ewigen Zeiten komme ich mal wieder dazu, eine kleine Übung zu machen. Und zwar diese hier:

Wechselgeld für deinen Prota

Alisha schaute auf. „Ähm, Entschuldigung?“
Die Kellnerin kam zum Tisch zurück. „Ja?“
„Es war sicher ein Versehen, aber Sie haben mir nur elf Euro wiedergegeben.“
„Und? Du hast doch neun gesagt.“
„Ja, sicher.“ Es ärgerte Alisha, dass die Kellnerin, die selbst kaum die zwanzig Jahre erreicht haben konnte, sie ungefragt duzte. Allerdings schätzte sie niemand, der sie nicht kannte, auf sechzehn. Bei Weitem nicht. „Ich habe Ihnen aber einen Fünfzigeuroschein gegeben.“
„Oh, da täuschst du dich. Es war ein Zwanziger.“ Die Kellnerin lächelte sie an, strich sich die blond gefärbten Strähnen aus dem Gesicht und wandte sich zum Gehen.
„Ich bin sicher, dass es ein Fünfziger war, weil ich mir vorgenommen hatte, ihn klein zu machen.“
„Kindchen“, sie drehte sich nicht einmal vollständig zu Alisha um und klang, als traue sie so einer kleinen Rotzgöre gar nicht zu, überhaupt so viel Geld zu besitzen, „das mag ja sein, gegeben hast du mir aber einen Zwanziger. Also, ich habe noch andere Gäste.“
„Ich bin kein Kindchen.“ Sie flüsterte es nur, sodass sie fast sicher war, dass die blöde Kuh es gar nicht gehört hatte. „Vielleicht könnten Sie mal nachschauen?“
„Hör zu, ich weiß zufällig genau, dass ich meinen letzten Fünfziger gerade vorher rausgegeben habe.“
„Okay, dann dürfte es doch kein Problem sein, mir das zu beweisen.“ Alisha ärgerte sich jetzt noch mehr, auch wenn die Kellnerin das vermutlich nicht einmal ahnte. Aber Alisha wusste ja selber nicht, ob es vor allem ihr arrogantes Gegenüber oder doch ihr eigenes Zittern war, das sie wütend machte.
Die Kellnerin zögerte. Wurde sie endlich unsicher? Oder wollte sie sich nur von Alisha nicht sagen lassen, was sie zu tun oder zu lassen hatte? „Also gut, aber dann gibst du endlich Ruhe! Verstanden?“
Noch bevor sie sich bewusst machte, wie anmaßend dieser Befehl war, nickte Alisha.
Die Kellnerin öffnete ihre große Geldbörse und hielt sie Alisha hin, ohne selbst einen prüfenden Blick hineinzuwerfen. Das war auch nicht notwendig, wie Alisha mit Schrecken feststellte. Sofort standen ihr Schweißperlen auf der Stirn. Sie konnte nichts sagen, riss ihr eigenes Portemonnaie an sich. Aus dem Scheinfach grinste sie ihr Fünfziger an.
„Entschuldigung! Es tut mir so leid! Bitte, ich bin so blöd! Ich wollte sie nicht beleidigen, das müssen …“
„Nicht schlimm, Kleine, ist mir auch schon passiert.“ Die Kellnerin lächelte Alisha in Grund und Boden.

Veröffentlicht unter Ben Philipp, Schreibübungen | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , , , | Kommentar hinterlassen